Auf der Evergreen Farm möchten wir die Prinzipien der Permakultur mit den Methoden des Marketgardenings kombinieren. Was das bedeutet erfährst du hier.
Marketgardening
Marketgardening bedeutet größtmöglicher Ertrag auf kleiner Fläche durch ökologische Bewirtschaftung und wird daher auch biointensiver Gemüsebau genannt.
Diese Art des Anbaus beabsichtigt Produktivitätssteigerung durch stetigen Aufbau des Bodens im Hinblick auf Nährstoffgehalt und Wasserspeicherungsfähigkeit. Dies geschieht z.B. durch das Auftragen von Kompost, eine schonende Bodenbearbeitung ohne Umgraben und den Verzicht auf schwere landwirtschaftliche Maschinen, die die Erde verdichten und zudem hohe Investitionskosten mit sich bringen.
Unser Ziel ist die Schaffung eines fruchtbaren und widerstandsfähigen Ökosystems, das ohne Pestizide und chemisch-synthetische oder tierische Dünger auskommt. Wir arbeiten größtenteils von Hand und verwenden zunehmend unseren eigens erzeugten Kompost.
Der Ertrag wird zudem durch volle Beetbelegung, dichte Pflanzabstände und systematische Kulturfolgen gesteigert und auf Märkten oder wie bei uns durch die Struktur einer Gemeinschaftsgetragene Landwirtschaft direkt an Abnehmer vermarktet.
Historisch aus den Marktgärten um Paris des 19. Jahrhunderts enstanden, sind es heutzutage vor allem Menschen wie Charles Dowding in Großbritannien oder Jean-Martin Fortier, die dem biointensiven Marktgärtnern zu neuer Popularität verhelfen.
Permakultur
Die Bewegung
Der Begriff Permakultur wird vor allem mit den Australiern Bill Mollison und David Holmgren in Verbindung gebracht, welche diesen Begriff in den 1970er Jahren prägten. Es war vor allem das rasante Artensterben in Australien zu der Zeit, das nachhaltigere Methoden der Landwirtschaft forderte.
Doch auch an anderen Orten der Welt entwickelten sich gemäß des Zeitgeistes Ideen und Methoden für eine regenerative Landwirtschaft. Bekannt sind z.B. Margarete und Jakobus Langerhorst in Österreich.
Der grundlegend neue Beitrag der Permakultur Bewegung ist die Etablierung von ethischen Prinzipien innerhalb der Landwirtschaft. Es gibt also keine festgeschriebenen Permakultur Methoden. Es ist vielmehr so, dass Methoden innerhalb der Permakultur dahingehend geprüft werden, ob sie mit den Prinzipien derselben vereinbar und wie sie miteinander kombinierbar sind.
Ziele
Ziel der Permakultur ist eine nachhaltige Lebensweise insgesamt, was die Erzeugung von Lebensmitteln grundlegend miteinschließt (vom Englischen permanent agriculture). Im Bezug auf die Landwirtschaft bedeutet das produktiver Anbau unter Beibehaltung vorhandener Prozesse und Kreisläufe nach dem Vorbild der Natur. Daraus folgt die Gestaltung eines Mikro-Ökosystems mit sich selbst unterstützenden und regulierenden Prozessen sowie die Vermeidung von starken Eingriffen in eben dieses (z.B. durch Pestizide).
Prinzipien und Methoden
Die ethischen Grundprinzipien der Permakultur sind:
- Earth Care: Sorge um die Erde, Erhalt ihrer Ökosysteme.
- People Care: Sorge für das Wohl der Menschen.
- Fair Share: Faire Verteilung von Ressourcen und Überschüssen.
Zudem gibt es Methoden, die jedoch nicht dogmatisch und in jedem Fall angewendet werden müssen. Sie bilden ein offenes System, das gerade durch seine Vielseitigkeit und die individuelle Abwägung resilient wird.
Konkrete Prinzipien und Methoden werden miteinander kombiniert. Diese sind zum Beispiel:
# Beobachtung vor Handlung (Sonnenstand, Mikroklimas auf dem Gelände, Pflanzenvorkommen und Nährstoffzusammensetzung des Bodens, Wasserspeicherung usw.)
# Bedachter Umgang mit Ressourcen (Wasserspeicher wie Swales oder Regentonnen, Samen nehmen uvm.)
# Ertragsabsicht (in variablem Maßstab, dient der Motivation, Pflanzung von Hecken, die nicht nur als Begrenzung dienen, sondern auch Früchte tragen)
# Nutzung vorhandener Vorteile (z.B. Integration mehrjähriger Pflanzen)
# Mehrzweck (Ringelblumen als Nahrung für Bienen, essbare Blüten und Grundbestandteil von Kosmetik, Baumpflanzungen zur Wasserspeicherung und Schattenspende uvm.)
# Produziere keinen Abfall
- Verzichte (refuse)
- Vermindere (reduce)
- Verwende wieder (reuse)
- Repariere (repair)
- Recycle
# Erst Muster erkennen, dann Details ausarbeiten (bspw. Einteilung des Geländes in klimatische Zonen, dann konkrete Pflanzplanung)
# Langsame Implementierung von Lösungen (z.B. Steigerung des Anteils an eigenem Kompost und allmähliche Verringerung des Zukaufs)
# Nutzung von Randzonen (z.B. essbare Blüten für Mensch und Insekten am Beetrand, Nistkästen in Bäumen, Anlegen und Bepflanzen von Baumscheiben)
# Integration von Feedback (bspw. Anpassung der Pflanzorte für Kulturen nach Erfahrungswerten an einem speziellen Ort)
Weitere Informationen
https://files.holmgren.com.au/downloads/Essence_of_Pc_DE.pdf